top of page
Autorenbildbalouelf

Local Quaterbacks

Aktualisiert: 25. Okt.




Heute geht es mir noch mal um das Thema Local QBs. Unten findet ihr passend zu dem Thema, den wohl erfolgreichsten Local-QB der noch kurzen ELF Historie, Jan Weinreich im Interview. Ich habe es ja schon mal in dem Beitrag "ELF-Quaterbacks 2023"angeschnitten, im Sinne der Entwicklung der Liga und des Sports wäre der ein oder andere Local-QB sicher hilfreich. Letztlich sind QBs für Medien und Fans oft am interessantesten und da den einen oder anderen "Local Hero" zu haben, wäre für Medien und Fans ein echter Gewinn. So jemand schafft Medieninteresse und Fanbindung. In einem Live-Stream von Football-Bromance hatte ich die Chance, Björn Werner nach seiner Einschätzung (rein sportlich) dazu zu befragen. Sein Standpunkt (zusammengefasst) ist, dass er auf absehbare Zeit nicht daran glaubt das ein Team mit einem Local QB die Championship gewinnt. Aus Franchise Sicht hat er erklärt, dass man die A-Spots da einsetzt, wo sie den meisten Impact haben und das sei nun mal in der Offensive der QB. Sicherlich ein guter und wichtiger Punkt.


Trotzdem würde ich mir wünschen, dass eine Franchise (oder mehrere) den Mut hat den Weg mit einem heimischen QB zu gehen. Dafür gibt es aus meiner Sicht auch durchaus gute Argumente. Nehmen wir mal als erstes interessantes Beispiel die Sea Devils. Sie standen in beiden bisherigen Jahren der ELF im Finale und das im ersten mit einem amerikanischen QB und in zweiten mit einem heimischen QB. Also ergebnistechnisch lässt sich da kein Unterschied feststellen. Dabei ist es den Sea Devils, aus meiner Sicht, nicht mal geglückt das plus das man mit einem Local QB bekommt ausreichend auszunutzen. Denn durch ihren deutschen QB konnten sie zwei amerikanische WR aufbieten. Dies sollte ihnen im Passspiel helfen immer wieder Missmatches zu generieren, was ihnen finde ich nicht oft genug gelungen ist.


Ein anderes Beispiel bzw. ein kleines Gedankenexperiment könnte man mit den Vikings machen. Stellen wir uns mal vor der Vikings QB hätte nicht Erdmann sondern Weinreich geheißen. Statistisch lässt sich durchaus belegen, dass Weinreich mindestens gleich gute, eher sogar leicht bessere Stats aufzuweisen hat. Wir können ja mal ein Blick auf ein paar Zahlen werfen.


Passing Yards: Weinreich 3128 Erdmann 2849

Touchdowns: 29 26

Interceptions: 14 13


Natürlich kann man das nicht immer alles vergleichen, aber es zeigt zumindest das ein Local vergleichbare Zahlen liefern kann, wie ein amerikanischer QB der den Titel gewonnen hat. Zudem hatte Erdmann für diese Zahlen die bessere O-Line und insgesamt das deutlich bessere "Surrounding". Nimmt man jetzt noch dazu, dass die Vikings in diesem Gedankenexperiment noch einen A-Spot z.B. in einen zweiten amerikanischen WR hätten investieren können, behaupte ich jetzt mal, sie hätten den Titel auch mit Weinreich als QB geholt.


Also ich verstehe, dass ein amerikanischer QB erstmal die logische Wahl für eine Franchise ist, aber ich hoffe dass in Zukunft es auch Franchises geben wird, die einen anderen Weg gehen. Ich denke es könnte sich lohnen ...

Interview mit QB Jan Weinreich

Balou: Hallo Jan, vielen Dank das du dir Zeit nimmst und mir ein paar Fragen für „Nur meine Meinung …“ beantwortest. Quaterback (QB) ist sicher eine der komplexesten Positionen im American Football, wenn nicht gar die komplexeste. Kannst du uns kurz umreißen, was es alles braucht um in der ELF QB zu spielen und warum es so komplex ist?


Jan: Als QB brauchst du ein völliges Verständnis für das Spiel. Du musst nicht nur wissen, was deine Mitspieler machen, sondern im Idealfall, weisst du auch was die Spieler des Gegners machen. Dieses Wissen musst du dann in einem körperlichen Sport, wo da auch man Schmerzen hast was ab bekommst, in einem 3 Sekunden Play umsetzen und die richtigen Entscheidungen treffen.



Balou: Die meisten Teams in der ELF setzen von je her auf einen amerikanischen QB. Wo siehst du die Vorteile die amerikanische Quaterbacks einem ELF-Team geben können?


Jan: Es gibt einen riesen Vorteil, wenn ein Team auf einen amerikanischen QB setzt. Er kann direkt Verantwortung übernehmen und bringt eine Menge „Know How“ mit und kann dies als Import, der nicht nebenher arbeiten muss, in den Game Plan und das Play Calling einbringen. Für die Zeit die er als Import in Europa ist, macht er dies ja quasi als Full-Time-Job und kann, wenn es vom Team gewünscht ist auch beim Coaching einbringen (z.B. beim Tape schauen, Game Plan erstellen oder auch beim Play Calling).



Balou: Aber europäische, speziell deutsche, QBs haben gezeigt, dass man auch mit ihnen gute Zahlen produzieren und Spiele gewinnen kann. Besonders Salieu Ceesay in Hamburg und ein gewisser Jan Weinreich in Köln haben das bewiesen. Sieht du auch Vorteile die ein europäischer/deutscher QBs seinem Team geben kann?


Jan: Es kommt immer auf die Umstände an. Ein Lokal-Player als QB hat den Vorteil, dass er zumeist die anderen Locals schon lange kennt, man oft schon länger zusammen spielt. Da stimmt die Chemie, zB mit deinen Wide Receivern (WR) und dir einfach. Du weißt auch vom menschlichen her ob es passt. In einer guten Mannschaft wird auch ein guter Local QB Leistung bringen und dann kannst du ihm halt noch eine zweite Waffe mit dem A-Spot zur Verfügung stellen.


Balou: Die amerikanischen Spieler durchlaufen High School und College Programme, wo sie über Jahre schon sehr professionell trainieren und spielen können. Hast du Tipps für Nachwuchsspieler, wie sie in Deutschland auf einem annähernd ähnliche Entwicklung kommen können, wie ihre amerikanischen Altersgenossen oder bleibt da nur der Weg an die High School und/oder ans College in den USA?


Jan: Wenn das Ziel ist, dass Gap zu amerikanischen QBs zu schließen oder zumindest möglichst klein zu halten, musst du in die USA, an die High School. Da ist es im College schon fast zu spät, weil ein College da dann immer auf einen guten amerikanischen QB setzen wird, der schon an der High School starke Leistungen gezeigt hat. Möglicherweise könnte man es noch über ein Junior College versuchen, aber auch dass ist ein schwieriger und weiter Weg, dann als QB noch eine Chance an einem College zu bekommen.



Balou: Nehmen wir mal an du wärst OC in der ELF und würdest um einen talentierten deutschen QB herum eine Offensive aufbauen. Wie würdest du deine beiden A-Spots verwenden (also welche Position und welche Art Spieler, mit welchen Stärken)?


Jan: Also normal würdest ich da immer mit zwei WR gehen, einfach weil du damit fasst immer mindestens ein Missmatch kreieren kannst, weil die meisten ELF-Teams nur einen amerikanischen DB dagegen stellen können und selbst wenn ein Team zwei amerikanische DBs hat, bedeutet das ja nicht, dass die deine Amerikanischen WR immer covern können. (lacht) Außer natürlich, der RB wäre Madre (London), dann würde ich mit WR/RB gehen, aber nur dann. Man denkt ja oft, wenn ich einen amerikanischen WR und einen amerikanischen RB habe, dass meine Offensive dann „balancest“, aber gute Teams die gut gecoacht sind, können auch einen amerikanischen RB stoppen, die haben dann einfach nicht den Impact den ein WR hat. Das haben wir in der ersten Season ja auch bei Madre gesehen, bei den Spielen gegen die Galaxy.


Balou: Abschließend zum QB-Thema, noch die Frage: Kannst du dir vorstellen, dass innerhalb der nächsten Jahre ein europäischer QB den Titel in der ELF gewinnt (wenn einer bei einem guten Team die Chance bekommt)?


Jan: Ja, dass kann ich mir schon vorstellen, wenn ein Local QB die Chance und das „Surrounding“, sowohl von der Mannschaft als auch dem Coaching Staff her bekommen würde. Auch wenn ich nicht glaube das das in naher Zukunft passieren wird. Man muss ja garnicht soweit zurück schauen, ein Marco Ehrenfried hat mit Schwäbisch Hall zwei German Bowls gewonnen (Anmerkung: 2017 und 2018, wo Schwäbisch Hall jeweils in der GFL ungeschlagen blieb, trotz guter amerikanischer QBs bei den meisten Gegnern) oder ein Dennis Zimmermann der zwischen 2004 und 2008 fünf German Bowls gewonnen hat (Anmerkung: 2004 mit den Berlin Adler, 2005, 2006, 2007 und 2008 mit den Braunschweig Lions). Letztlich gewinnen gute Mannschaften Championships und nicht amerikanische oder europäische QBs!


Balou: Jan, danke dir für dieses Interview, um dich zu zitieren, es war mir ein innerliches Blumen pflücken!



Aber ist nur meine Meinung …


In eigener Sache: Der Blog heißt „Nur meine Meinung“, weil ich ernsthaft an euer Meinung interessiert bin. Ich würde mich über Meinungen, Stellungnahmen, Anmerkungen und Äußerungen freuen! Schick mir gerne Mails, schreibt mir auf Twitter oder nutzt die Kommentarfunktion … Let’s goooo!

227 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page