Foto von Sacksony e.V.
Balou: Hallo Josef, danke das du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Stell dich doch mal kurz vor und verrat den LeserInnen von „Nur meine Meinung“ was dich mit der ELF verbindet?
Josef: Gerne doch. Vielen Dank für das Interesse. Zu allererst mal bin ich ein Fan des Sports American Football und als sich die ELF gegründet hatte und es dann über Umwege tatsächlich auch noch ab der ersten Saison ein Team in Leipzig gab, war ich sehr interessiert an dem Projekt. Ich bin direkt ab der ersten Saison zu so vielen Kings Heimspielen wie möglich gegangen. Was mich mit der Liga also verbindet ist in erster Linie, dass ich Fan bin. Außerdem bin ich inzwischen seit einem Jahr der Vorstandsvorsitz und einer der Podcaster vom Sacksony Fanclub e.V. Wir sind ein Fanclub für die Leipzig Kings.
Balou: Du hast es gerade schon angedeutet, dass die Kings etwas kurios in die Liga gestartet sind. Wie hast du und andere des Fanklubs, die Gründung und den Start der Kings erlebt?
Josef: Die Ankündigung, dass Leipzig plötzlich doch ein Team bekommt, kam für die meisten glaube ich sehr überraschend, da wir ja nachgerückt sind, weil Hildesheim/Hannover und Ingolstadt dann doch nicht angetreten sind. Wir sind also relativ spontan, kurz vor der Saison erst dazugestoßen und es gab nicht viel Zeit das Team aufzubauen. Es war eine riesige Freude, dass unsere Stadt tatsächlich auch ein Team bekommen hat. Aber ich würde sagen, die Erwartungshaltung vor der Saison war nicht all zu groß, da wir wie gesagt erst kurz vor Saison gegründet wurden und es eine große Herausforderung darstellt, so ein Football Team von jetzt auf gleich auf die Beine zu stellen. Dafür haben die Kings dann eine recht gute Premierensaison gespielt, die uns alle hat zu Fans werden lassen. Im letzten Spiel gegen die Panthers gab es noch die Möglichkeit auf die Playoffs, also weit über den Erwartungen der meisten. Also insgesamt haben sich die meisten einfach gefreut, dass es bei diesem spannenden Projekt ELF auch ein Team in Leipzig gibt und da man nach der Ankündigung der eigentlichen 8 Gründungsmitglieder nicht mehr mit Leipzig als Standort gerechnet hatte, war es um so schöner, dass es dann doch so kam.
Balou: Wann und wie kam es dann zur Gründung eueres Fanklubs? Warst du von Anfang an dabei?
Josef: Die ersten aus unserer Gruppe haben sich schon in der ersten Saison gefunden und Sacksony genannt. Da war das aber eher noch ein inoffizielles Ding. In der zweiten Saison sind wir dann größer geworden, da immer mehr zu der Gruppe dazugestoßen sind. Ich selbst bin auch erst im Laufe der zweiten Saison zu Sacksony gekommen. Nach der zweiten Saison haben wir dann beschlossen, dass wir uns als eingetragenen Verein gründen wollen, um ein bisschen mehr Struktur rein zu bringen und haben das dann auch im Februar 2023 gemacht. Also inoffiziell gab es Sacksony schon seit 2021, aber als e.V. erst seit 2023.
Balou: Wie viele Mitglieder hattet ihr dann 2023?
Josef: Beim Gründungstreffen des Vereins waren wir 15 Leute vor Ort.
Balou: Wann wurde euch klar, dass es nicht ganz rosig um die Kings bestellt ist? Und wie habt ihr die Wochen rund um den Rückzug erlebt?
Josef: Also man hat es schon im Laufe der dritten Saison bevor die Nachricht kam gemerkt. Die Zahl Zuschauer*innen wurde weniger und es wurden gleiche Fehler wie schon die Jahre davor gemacht, also dass es zum Beispiel gar keine Werbung in Leipzig gab. Die meisten den man davon erzählt hatte, dass man zu den Leipzig Kings geht, haben in diesem Moment das erste Mal davon gehört. Außerdem gab es insgesamt Gerüchte, dass es bei einigen Teams finanziell sehr kritisch wird und da war es nicht schwer zu sehen, dass uns das auch betrifft.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit zwei weiteren aus dem Fanclub auf dem Heimweg vom Auswärtsspiel in Wien im Auto saß und wir überlegt hatten, dass in der folgenden Off-Season viel getan werden muss, wenn uns nicht das gleiche Schicksal wie Istanbul drohen soll. Das es dann aber so kritisch war, dass wir die Saison nicht beenden konnten, damit hat keiner von uns gerechnet. Wir waren eigentlich alle der Meinung, dass wir die Saison überstehen und dann halt eine wichtige Off-Season vor uns haben.
Als dann die Nachricht kam, dass sie nicht wissen ob die Saison beendet werden kann, waren wir alle geschockt und extrem emotional betroffen. Das war schon ein harter Schlag. Es war eine Mischung aus Frust und Trauer. Dann entstand aber was Schönes. Es kam von allen Seiten Unterstützung und wir haben nochmal alle versucht alle zu mobilisieren um uns zu helfen, die Franchise zu retten und daraus entstand dann ja ein magisches Spiel gegen Berlin. An dieser Stelle nochmal danke an alle die geholfen haben.
Als es dann aber doch nicht mehr zu retten war, tat das schon sehr weh, aber es bestand die Hoffnung, dass wir in der nächsten Saison unter neuer Führung zurückkommen. Das hat ja jetzt auch erstmal nicht geklappt. Also insgesamt, ne riesige Enttäuschung, viel Frust und viel Schmerz, den wir in den Wochen des Rückzugs gefühlt hatten. Es wurde uns halt etwas genommen, wo wir viel Leidenschaft reingesteckt haben.
Balou: Ich finde einen Punkt interessant, den du auch schon hast anklingen lassen. Aus der Ferne betrachtet, gab es ligaweit eine große Solidarität mit den Kings. Wie habt ihr das wahrgenommen?
Josef: Es kamen sehr viele andere Fanszenen auf uns zu die gefragt hatten wie man uns unterstützten könnte, was uns natürlich riesig gefreut hat und auch gezeigt hat, dass die meisten in der Liga der Meinung sind, das Leipzig zur ELF gehört. Einen riesigen Dank muss man an dieser Stelle aber auch mal an Hendrik von Foot Bowl geben. Er hat uns mit Flyern, Radiowerbung und … und … und … geholfen. Außerdem haben wir noch die Leipziger Handball und Eishockey Fanszenen rangeholt, was auch eine schöne Solidarität innerhalb der Stadt war. Also all die Zustimmung hat uns schon sehr berührt. Einige die nicht kommen konnten, hatten sogar Karten gespendet, damit Leute kommen konnten die sich sonst vielleicht keine Karte gekauft hätten. Dann die „Save the Kings“ Plakate und Gesänge nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Stadien zu sehen war schon besonders.
Balou: Bemerkenswert finde ich, dass ihr als Fanklub nach wie vor aktiv seid, obwohl es das Team nicht mehr gibt. Wie sieht das aktuell aus?
Josef: Wir hatten jetzt im Januar unsere Mitgliederversammlung bei der wir besprochen haben, wie es jetzt mit uns weitergeht. Wir haben uns dazu entschieden weiter zu machen und einige Spiele der ELF, Leipzig Lions (3. Liga), Leipzig Hawks (4. Liga) und andere Sportarten in Leipzig wie Eishockey und Handball zu besuchen und dort Stimmungstechnisch mitzuhelfen. Zum ersten Spieltag der ELF reisen zum Beispiel einige von uns nach Breslau um die Panthers, bei denen auch einige Ex Kings Spieler spielen, gegen Berlin zu unterstützen.
Wir wollen als Fanclub weiterhin präsent bleiben und zeigen, dass eine Fanbasis für ein Leipziger ELF-Team da ist. Unsere Hoffnung liegt nämlich weiterhin darin, dass wir 2025 wieder ein Team haben. Dementsprechend ist es aktuell das Ziel weiter zu machen, präsent zu bleiben, unsere Leidenschaft mit der Unterstützung anderer Teams auszuleben und da zu sein, wenn wir unser Team wieder bekommen. Wir schauen jetzt also über dieses Jahr, wie die Entwicklungen in diese Richtung gehen. Wir freuen uns auch weiterhin über neue Mitglieder, die zusammen mit uns zu verschieden Spielen gehen und Spaß am Sport haben.
Balou: Wie viele Mitglieder habt ihr aktuell und wenn sich jemand euch anschließen will, wie kann man zu euch Kontakt treten?
Josef: Aktuell sind wir 30 Leute im Verein. Man kann sich entweder über sacksony.de einen Mitgliedsantrag herunterladen und uns ausgefüllt per e-Mail an fanclub@sacksony.de schicken oder uns auf Instagram anschreiben und nach dem Antrag fragen.
Balou: Nehmen wir mal an, ein potenzieller Investor würde euch fragen, warum er in die „neuen“ Kings investieren sollte, was würdet ihr ihm antworten?
Josef: Das deutlich mehr Potenzial in Leipzig steckt als man bisher gesehen hat. In der ersten Saison als wir komplett neu waren, hatten wir den dritt besten Zuschauerschnitt von allen 8 Teams. Das Problem war, dass hier in Leipzig keine Werbung gemacht wurde, also so wirklich gar keine. So sind die Zuschauerzahlen dann aufgrund ausbleibender Leistungen natürlich nicht großartig besser geworden. Die Kings haben auf Instagram ihre Werbung gemacht und gedacht das würde reichen. Wir leben in einer Stadt mit über 600'000 Einwohner*innen, da gibt es noch deutlich mehr American Football Fans die man abholen könnte, als man es bis jetzt getan hat. Wir haben auch einige Ideen wie man auf sich Aufmerksam machen könnte und da könnte man mit möglichen neuen Investoren auf jeden Fall drüber ins Gespräch kommen. Es ist in der Führungsetage die letzten beiden Saisons einiges passiert, was man anders machen müsste und dann bin ich auch der festen Überzeugung, dass es besser läuft, aber das möchte ich hier nicht weiter ausführen, da ich da nicht weiter nachtreten möchte. Außerdem gibt es hier eine loyale Fanbasis die immer da wäre, ich meine uns gibt es sogar während es unser Team nicht gibt. Oder auch ein Beispiel ist die 0:55 Niederlage gegen Hamburg im eigenen Stadion der ersten Saison, wo bis zum Schluss Stimmung gemacht wurde und noch viele nach dem Spiel ans Feld gekommen sind um die Spieler abzuklatschen, obwohl wir sportlich gerade komplett untergegangen sind.
Insgesamt ist auch die Region Ostdeutschland sehr stark unterrepräsentiert und da war und wäre auch wieder Leipzig ein perfekter Standort für die Region.
Balou: Möchtest du den Leser/innen noch irgendwas zum Abschluss sagen?
Josef: Ich möchte mich nochmal bei allen beteiligten für die Unterstützung rund um unseren letzten Spieltag bedanken und dass wir Leipzig als ELF-Standort noch nicht aufgegeben haben und auch weiterhin in anderen Stadien auf uns aufmerksam machen werden. Vielen Dank, für diese Bühne des Interviews.
Balou: VIelen Dank für das Interview und alles Gute für euch! Go Kings …
Ich war beim letzten Spiel vor Ort, aus Frankfurt angereist. Es war eine wirkliche magische Stimmung und ich fiebere auch jetzt noch weitermit euch, das euer Team wiederkommt. Gebt die Hoffnung und euren Kampfgeist nicht auf, wir Galaxy Fans haben seit 1991 schon mehrfach das Aus miterlebt. Wichtig ist, immer einmal mehr aufzustehen als man hingefahren ist! Ich werde wie bereits mehrfach erwähnt alles daran setzen mit euch im Stadion zu feiern, sollte das erste Heimspiel wieder stattfinden! Gerne feier ich auch mit euch zusammen bei einem Heim- oder Auswärtsspiel der Galaxy, oder einem anderen Spiel wo ihr hinfahrt! Liebe Grüße nach Leipzig, Jörg